Die Publikation und Website “Ehemalige treffen” sind erste Versuche, Erinnerungen von und an Menschen zusammenzutragen, die ab den 1960er-Jahren bis 1989 als sogenannte “ausländische Werktätige” nach Rötha und Espenhain (im Südraum bei Leipzig) kamen. Sie arbeiteten in den umliegenden Tagebauen, Betrieben und Kraftwerken mit. Langfristige Aufenthalte waren für sie nicht vorgesehen. Viele von ihnen verließen die Ortschaften wieder, einige blieben und leben heute noch in der Region. Die Recherchen können als Grundstein für eine Auseinandersetzung mit der Präsenz dieser Menschen in regionalen Erzählungen und in Archiven dienen. Innerhalb eines kurzen Zeitraums konnten bereits wertvolle Informationen, Erinnerungen und Dokumente zusammengetragen werden.
Wir sind weiterhin auf der Suche nach migrantischen Pespektiven, insbesondere persönlichen Erinnerungen von Frauen. Bislang konnten z.B. keine Zeitzeug*innen aus Mosambik und Kuba gefunden werden, welche nachweislich in den Orten Rötha und Espenhain tätig und wohnhaft waren. Die Gründe dafür werden mit verschiedenen Gesprächspartner*innen in der Publikation erörtert. Die begleitende Webseite www.ehemaligetreffen.de schafft einen Anreiz – für uns als im Landkreis aktiven Kulturverein, aber auch für lokal und regional interessierte Akteur*innen – die Recherchen fortzuführen, zu bündeln und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Wir freuen uns über weitere Erinnerungen, Hinweise und Dokumentationsmaterial.
“Ehemalige treffen” ist ein Teil der Projektreihe “Doors to Past and Future” des Kultubahnhof e.V. (Projektleitung: Mandy Gehrt)
Unter dem Titel Doors to Past and Future – Türen zu Vergangenheit und Zukunft beschäftigt sich der Kulturbahnhof e.V. in drei Teilprojekten mit der Region im Südraum von Leipzig – einem der größten Bergbaureviere der DDR. Ausgangspunkt ist der Tagebau Espenhain und die ehemals daran angeschlossene verarbeitende Industrie. Der Tagebau formte nicht nur die Landschaft um. Er ließ Dörfer verschwinden und andernorts Städte anwachsen, wo Arbeiter*innen wohnen und leben konnten: z.B. in Rötha, Kitzscher und Espenhain (heute ein Ortsteil von Rötha). In diesen drei Orten begeben wir uns mit Kulturschaffenden, Künstler*innen und Expert*innen auf die Suche nach kollektiven Narrativen, aber auch vergessenen, verdrängten und neuen Migrationsgeschichten. Gemeinsam mit Bürger*innen erproben wir Formate des Erinnerns und neue Formen von Gemeinschaft.