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Widmung auf Bildnisrückseite, Geschenk kubanischer Arbeiter an Peter Petters, Zitat von José Martí, aus dem Essay „Los tres héroes“ von 1889.

„Der Mensch kann nicht perfekter sein als die Sonne. Die Sonne brennt mit demselben Licht, das auch leuchtet. Die Sonne hat Flecken. Die Undankbaren sprechen über die Flecken, die Dankbaren sprechen über das Licht.“ José Martí10
„Wir Kubaner, die 4 Jahre lang in diesem Land lernten und arbeiteten, sind untrennbarer Teil dieser großen Gruppe der Dankbaren, die über das Licht sprechen. Und unser Licht war, ist und wird die Kubanische Revolution sein.“
10 José Martí, aus dem Essay „Los tres héroes“, veröffentlicht in seiner Kinderzeitschrift „la Edad de Oro“, 1889.
https://havanatimesenespanol.org/opinion/los-que-solo-ven-las-manchas-del-sol
Vgl. Bettina Kümmerling-Meibauer: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Ein internationales Lexikon. Stuttgart, Weimar 2004.


Peter Petters, Betreiber des Gasthofs Aspe in Espenhain

Ich übernahm den Gasthof Aspe 1989 von der HO und eröffnete im April 1990. Bis Mitte 1990 waren Arbeiter aus Kuba bei mir zu Gast, hauptsächlich junge Männer, zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt. Sie schenkten mir zum Abschied ein Bild von Fidel Castro mit einer Widmung auf der Rückseite. Sie sprachen gut Deutsch, waren nett und freundlich. Manchmal musste ich sie schützen vor einigen Jugendlichen im Ort, die Streit anfingen und provozierten. Ich forderte die auf, das Haus zu verlassen. Ansonsten waren die kubanischen Arbeiter glücklich hier.
Ich wollte immer Gespräche über Politik führen. Sie sahen aber meist alles sehr positiv und beschwerten sich über nichts. Einige, die wieder zurückgingen, kauften sich noch schnell Motorräder. Plötzlich, so Mitte 1990, waren alle weg. Wir waren noch unverbindlich im Gasthof verabredet, aber es kam niemand wieder. Deswegen gibt es gar keinen Kontakt mehr. Teile des Werkes wurden stillgelegt, es gab keine Arbeit mehr, und die Vertragsarbeiter wurden alle wieder zurückgeschickt. Ich hielt aber guten Kontakt zu ehemaligen Vertragsarbeitern aus Polen. Viele Polen arbeiteten im Kraftwerk Thierbach und im Werk und Tagebau Espenhain. Es gibt das Lied „Über sieben Brücken“ von der DDR-Band Karat, geschrieben von dem Schriftsteller Helmut Richter. Der Liedtext geht auf eine wahre Liebesgeschichte zwischen einem Polen und einer Deutschen in Espenhain zurück. Die hat es wirklich gegeben, ich kannte den Roman, der kam aus Polen zum Arbeiten nach Espenhain. Er verliebte sich in Christa D., das war die erste DDR-polnische Hochzeit hier im Ort. Das Lied wurde für die DDR-TVProduktion „Über sieben Brücken“ 1978 komponiert. Der Fernsehfilm wurde – mit Ausnahme einer einzigen Szene – aber nicht in der Region gedreht. Ich kenne noch zwei polnische Arbeiter. Janusz, der arbeitete in Thierbach. Er hat noch einen Kleingarten in Espenhain. Und Mirek, der lebt heute in Rötha. Heute wohnen hier auch zeitweise Menschen aus Polen. Mir hat jemand einmal erzählt, dass er mit anderen Berufspendlern drüben in den Blöcken auf der Otto-Heinig-Straße wohnt und in Leipzig bei der Inventur arbeitet. Diese Gruppe ist aber, soweit ich weiß, nicht mehr da. Und rufen Sie Rolf Claus an, der hatte Kontakt zu dem Autor Helmut Richter!


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